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Name steinheim – 3B Scientific Anthropological Skull Model - Steinheim User Manual

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Deutsch

Name

Steinheim

• Homo steinheimensis (Berkhemer 1936)
• Homo sapiens steinheimensis (Campbell 1964)
• Gruppe: Vor-Neandertaler (Ante-Neandertaler) evtl. archaischer Homo sapiens
• Rekonstruktion nach Berkhemer Schädel ohne Unterkiefer

Das Modell wurde nach einem Abguss der Nachbildung aus der Sammlung der Johann Wolfgang Goethe-
Universität Frankfurt am Main, Institut der Anthropologie und Humangenetik für Biologen, entwickelt.

Der Schädel wurde 1933 in einer Kiesgrube in der Nähe von Steinheim an der Murr (Süddeutschland)
entdeckt. In den gleichen Schichten fanden sich Knochen des Altelefanten, des Merckschen Nashorns und
eines breitschaufligen Riesenhirsches, so daß auf Grund dieser Begleitfauna eine ungefähre Altersdatierung
(oberes Mittelpleistozän) möglich war. Die genauere Bestimmung wurde inzwischen ebenfalls durchgeführt
und ergab ein Alter von etwa 250.000 Jahren.

Der Schädel von Steinheim gehört demnach in den letzten Teil des Mindel-Riß-Interglazials. Er ist also
wesentlich älter als der klassische Neandertaler und selbst als der Praeneandertaler, andererseits aber
bedeutend jünger als der Sinanthropus (Homo erectus pekinensis) oder gar der Heidelberger (Homo erec-
tus heidelbergensis).

Am Originalschädel, der von einem etwa 25 bis 35 Jahre alten Individuum stammt, fehlen z.B. Teile des
Oberkiefers mit den vorderen Zähnen, außerdem beide Jochbögen, und die linke Gesichtsseite weist star-
ke Beschädigungen auf. Die rechte Schädelseite macht einen unversehrten Eindruck, ist aber vermutlich
durch Erddruck etwas nach links verschoben, so daß sich für genaue Schädelbestimmungen und für die
Rekonstruktionen einige Korrekturen als notwendig erwiesen.

Hinsichtlich der äußeren Form finden sich Anklänge an den Schädel des rezenten Menschen. Das betrifft
besonders den Verlauf der Sagittalkurve im hinteren Schädelbereich, aber auch die Transversalkurve mit
dem „fünfeckigen“ Verlauf. Das Gebiß ist bereits stark reduziert, und die Oberkieferzähne sind denen des
rezenten Menschen völlig gleich gestaltet. Die dritten oberen Molaren („Weisheitszähne“) stehen den bei-
den anderen an Größe deutlich nach. Man kann also auf einen relativ kleinen Unterkiefer schließen, der in
seinen Ausdehnungen bei weitem nicht an die der klassischen Neandertaler heranreichen würde.

Der im Gegensatz zu dem des klassischen Neandertalers aber auch des Sinanthropus sehr schmale Schädel
ist außerdem durch die Wangen-furche (Fossa canina) auf dem Oberkieferknochen unter den Augenhöhlen
und durch eine tiefe Einsenkung der Nasenwurzel gekennzeichnet. Das Gesicht tritt nicht sehr stark hervor
(geringe Proscopinie), und die Schädelknochen sind bei weitem nicht so dick wie die bei den klassischen
Neandertalern. Die größte Breite des Hirnschädels liegt nicht mehr im Bereich der Ohrgegend, wie beim
Sinanthropus, sondern wesentlich höher. Bei der insgesamt größeren Höhe des Schädels fehlt auch die
scharfe Abknickung des Hinterhauptes, das von hinten betrachtet fast eine quadratische Form aufweist.
Der Warzenfortsatz (Processus mastoideus) am Schläfenbein ist allerdings außerordentlich klein.

Die Schädellänge wird mit 185 mm, die Schädelbreite mit 132 mm angegeben, das Hirnschädelvolumen
mit 1100 bis 1200 cm

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. Es handelt sich also um einen relativ langen, aber sehr schmalen und insgesamt

zierlichen Schädel. Auf Grund der „Gesamtdiagnose“ hält Weinert (1936) den Schädel für weiblich. Dem
widersprechen aber der Verlauf der Stirn, die Form der Augenhöhle und der Überaugengegend, die
Glabellarpartie und die Ausbildung des Überaugenwulstes.

Der Steinheimer Schädel stand lange Zeit Pate für die sog. „Präsapiens-Theorie“, nach der sich der anatomisch
moderne Mensch und der Neandertaler zeitgleich in Europa entwickelt haben sollten. Obwohl der Steinheimer
Schädel auch heute noch durch sein verwirrendes Mosaik an modernen und archaischen Merkmalen Rätsel auf-
gibt, kann die „Präsapiens-Theorie“ in dieser Form kaum noch aufrecht erhalten werden. Der Schädel dürfte eher
als weiblicher Vertreter in den Kreis der Homo heidelbergensis-Funde oder der frühen Neandertaler zu stellen sein.